Wie stellt man sein Gurtzeug ein (Allgemeines)?

Das Gurtzeug ist nicht nur der "Sitz", der den Gleitschirmpiloten unter seinem Flügel trägt. Es ist auch und vor allem ein technisches Instrument, das es dem Piloten ermöglicht, mit seinem Schirm zu interagieren, die Luftmasse zu spüren, die Bewegungen des Schirms zu begleiten und ihn zu steuern.

Von hier aus ist es leicht zu verstehen, dass das Gurtzeug zum Piloten passen muss, damit er eins mit ihm wird und sein Potenzial voll ausschöpfen kann.

Dazu sind die Gurtzeuge mit vielen Einstellungen ausgestattet, die auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, aber alle eine nützliche Funktion haben.

Jeder Pilot hat einen eigenen Körperbau und ein eigenes Empfinden. Daher ist es wichtig, dass das Gurtzeug verstellbar ist, damit es sich dem Piloten optimal anpasst.

Wir wollen hier nicht auf die Einstellungen eingehen, die an jedem existierenden Gurtzeug möglich sind, sondern versuchen, die wichtigsten Einstellungen und ihre Funktion durchzugehen, während wir bequem an einem Gerüst hängen.

Die Reihenfolge entspricht der empfohlenen Reihenfolge beim Einstellen des Gurtzeugs, wobei davon ausgegangen wird, dass alle Gurte maximal geöffnet (gelockert) sind.

Neigungsverstellung Rücken:

Dies ist vielleicht die wichtigste Einstellung, da sie die Position des Piloten im Gurtzeug und damit in Bezug auf seine Umgebung definiert.

Eine aufrechte Haltung (sitzend bis halb liegend) ermöglicht es, Hindernisse besser zu erfassen und Informationen von unten besser zu beobachten.

Bei einer weiter hinten liegenden Position (halb liegend bis liegend) werden Informationen von oben bevorzugt, z. B. Wolken, Bewegungen des Schirms usw. ...

Ein zu weites Zurücklehnen kann den Flug unbequem machen (schlechte Sicht) und das Aussteigen aus dem Gurtzeug bei der Landung erschweren. Bei ungeübten Personen kann diese Position außerdem zu Bauchschmerzen führen, da sie dazu neigen, sich während des gesamten Fluges aufzurichten.

Wenn Sie zu viel sitzen, kann es schwieriger sein, nach dem Start wieder in das Gurtzeug zurückzukehren.

Jeder Pilot muss daher die für ihn richtige Position festlegen und die entsprechenden Gurte verwenden, um die Einstellung vorzunehmen.

ANMERKUNG: Je nach der in der Haupttasche beförderten Masse und/oder der Beförderung von Ballast muss diese Einstellung möglicherweise in der Luft geändert werden, um das Gleichgewicht des Ganzen wieder herzustellen.

Einstellung der Lendenwirbelstütze:

Nachdem die Rückenneigung nun eingestellt ist, muss die Krümmung des Rückens eingestellt werden, um eine perfekt auf Ihren Körper abgestimmte Unterlage zu erhalten. Die Krümmung des Rückens kann nämlich nicht einfach auf eine relativ ebene Unterlage gelegt werden. Das kann auf Dauer zu Schmerzen führen und zu Müdigkeit, weil die Haltungsmuskeln gezwungen sind, angespannt zu bleiben.

Diese Einstellung ist also sehr wichtig, um das Gurtzeug anzupassen und den Gesamtkomfort über einen längeren Zeitraum zu erhöhen.

Wenn die Einstellung vollständig gelöst ist, wird normalerweise kein Druck ausgeübt (roter Bereich). Wenn Sie sich in das Gurtzeug gesetzt haben, sollten Sie die Einstellung so weit anziehen, bis Sie einen guten Kontakt und eine gute Unterstützung im Lendenwirbelbereich haben (blauer Bereich).

ACHTUNG: Achten Sie darauf, dass Sie die Unterstützung nicht übertreiben, da sonst die Gefahr besteht, dass die Rückenkrümmung überdehnt wird und es zu Beschwerden kommt, die einige Zeit später auftreten können.

Wenn Sie sich nicht sicher sind oder Schmerzen auftreten, zögern Sie nicht, die Einstellung vollständig zu lösen und den Lendenwirbelkontakt wieder zu suchen.

Schulteranpassung:

Bei einem Gurtzeug haben die Schultern mehrere Funktionen:

  • Tragen das Gurtzeug beim Start.
  • Begrenzen die Neigung des Piloten in der Luft.
  • Verhindern, dass der Pilot bei einem "Flug" mit dem Kopf nach aus dem Gurtzeug rutscht.
  • Beteiligen sich an der Unterstützung des Piloten, wenn er unter dem Rettungsschirm fliegt.
  • Vermeiden ein Zurückrutschen im Gurtzeug (vor allem in der Liegeposition beim Beschleunigen) und damit eine Veränderung der Fluglage.

Die Einstellung der Schultern sollte einen engen, aber nicht zu engen Kontakt ermöglichen, um eine gute Beweglichkeit der Schultern sowohl bei Start und Landung als auch in der Luft zu erhalten.

Die Schultergurte dürfen jedoch nicht zu eng eingestellt werden, um eine gute Rückenunterstützung zu erhalten. Die Schultergurte sind nicht geeignet, um einen Mangel an Unterstützung zu beheben, da sie den Piloten in das Gurtzeug drücken, was auf Dauer unbequem sein wird.

Nachdem du am Hängegerüst überprüft hast, ob du in dein Gurtzeug ein- und aussteigen kannst, kann es nötig sein, die Schultergurte manchmal in der Luft anzupassen, um mehr Halt und Komfort zu erhalten.

Einstellen des Bauchgurts:

Der Bauchgurt verbindet die Ankerpunkte miteinander und sorgt dafür, dass dieser Abstand während des Fluges beibehalten wird. Die Einstellung dieses Gurtes ermöglicht es, die Tragegurte des Schirmes richtig zu positionieren, um ihm seine optimale (und nebenbei getestete und bestätigte!) Wölbung zu geben.

Nach EN 926:2-2013 sind die Abstandswerte (gemessen an der Oberseite der Karabiner/Unterseite der Tragegurte) wie folgt:

  • PTV<80kg : 40 ± 2 cm
  • 80kg<PTV<100kg : 44 ± 2 cm
  • Gesamtfluggewicht>100kg: 46 ± 2 cm

Um diese Einstellung vorzunehmen (die an der Oberseite der Karabiner erfolgen muss), bereitet man sich am besten eine Leine mit einer Schlaufe auf einer Seite vor (die man am unteren Ende eines Tragegurts einhängt) und einer Markierung auf der gewünschten Länge von dieser Schlaufe aus. Man geht in die Luft und nutzt einen ruhigen Moment, um die Leine zwischen den Tragegurten zu spannen und die Bauchgurteinstellung anzupassen, bis sich die Markierung auf der Höhe des zweiten Tragegurts befindet.

Der Pilot kann eventuell mit der Einstellung des Bauchgurts spielen, um die Stabilitäts- und Dämpfungseigenschaften seines Flügels zu verändern. Diese Einstellungsänderungen sind eher für fortgeschrittene Piloten gedacht und man sollte immer darauf achten, dass die empfohlene Länge nicht unterschritten wird, da sonst die Gefahr eines Twists beim Einklappen erhöht wird.

Einstellung des Stabilisierungs-/Dämpfungssystems:

Die Einstellung des Bauchgurtes kann zwar auch als Stabilisator dienen, indem sie das Gurtzeug "zäumt", hat aber den entscheidenden Nachteil, dass sie die Wölbung des Schirmes durch das Zusammenziehen der Ankerpunkte verändert und damit auch das Flugverhalten des Schirmes.

Aus diesem Grund sind einige Gurtzeuge mit Stabilisierungssystemen ausgestattet, die unabhängig von der Einstellung des Bauchgurtes funktionieren.

Diese Einstellungen ermöglichen es, das Gurtzeug zu zügeln (oder freizugeben), damit es sich mehr oder weniger reaktionsfreudig und spielerisch verhält. Diese Einstellungen sind in der Regel in der Luft zugänglich und ermöglichen es, das Verhalten des Gurtzeugs an die jeweiligen Windverhältnisse und/oder Flugphasen anzupassen.

Einstellen des Kokons oder der Fußstütze:

Ein Kokon (oder Fußstütze) ermöglicht es, die Beine vor dem Gurtzeug gestreckt zu halten, wodurch die vom Piloten zu leistende Anstrengung begrenzt wird. Eine gute Einstellung ermöglicht es also, sich körperlich zu schonen.

Die richtige Einstellung des Kokons (oder der Fußstütze) ist sehr wichtig, da sie einen großen Einfluss auf die Sitzposition des Gurtzeugs im Vergleich zu einer klassischen Sitzposition hat. Bei einem Gurtzeug mit Fußstütze oder Kokon ist die halb liegende bis liegende Position zu bevorzugen, um den Komfort zu optimieren.

Die Längeneinstellung sollte unter einem Hängegerüst vorgenommen werden, muss aber wahrscheinlich während den ersten Flügen noch verfeinert werden, da die Körperhaltung und die Haltung des Piloten zwischen einem ruhigen Test am Gerüst und unter realen Flugbedingungen variieren können.

Die Spannung sollte so hoch sein, dass der Pilot die Beine ohne Kraftaufwand ausstrecken kann und dass die Beine richtig gehalten werden. Eine zu hohe Spannung führt dazu, dass der Pilot die Beine mit Kraft ausstrecken muss, was zu einer körperlichen Ermüdung führt, die eigentlich vermieden werden soll. Bei einer zu geringen Spannung muss der Pilot die Beine strecken, um Halt zu finden, was wiederum zu unnötiger Anstrengung führt.

Je nachdem, wie ausgewogen das Ganze ist, muss der Pilot eventuell ein wenig im Gurtzeug rutschen, um die optimale Balance zu finden: Der Kokon muss dann einen positiven Winkel zwischen 0° und 10° mit der Horizontalen bilden. Ein negativer Winkel führt zu einer Verschlechterung der aerodynamischen Leistung. Ein zu großer Winkel bedeutet, dass das Sichtfeld des Piloten durch seine Beine und den Kokon versperrt wird!

Fertig!

Mit diesen Tipps solltest du in der Lage sein, dein Gurtzeug optimal anzupassen.